Schon der Titel des Bündnis Themenabend vom 12.10.2021 hat es angedeutet – es gilt einen Schatz zu heben. Und die beiden Referenten des Abends Herr Prof. Dr. Matthias Drösler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und Frau Dr. Anette Freibauer vom LfL Bayern haben in einem beeindruckenden Vortrag vor über 50 Zuhörern deutlich gemacht, dass das möglich ist – Klimaschutz durch Moorschutz!
Zunächst wurden die grundlegenden Vorgänge in Moorgebieten und die Folgen der in der Vergangenheit durchgeführten Entwässerung dargestellt. Durch die Entwässerung wird die zuvor vom Wasser abgeschlossene Moorschicht durchlüftet und in eine landwirtschaftlich nutzbare Bodenschicht umgewandelt. Bei diesem Prozess entweichen große Mengen CO². Das große Problem dabei ist, dass dieser Prozess erst dann zum Stilstand kommt, wenn die gesamte Moorschicht abgebaut ist und nur noch eine unfruchtbare Fläche übrig bleibt – diesen Zustand erreicht das Dachauer Moos ohne Gegenmaßnahmen in ca. 30 – 40 Jahren. Dadurch, dass in Bayern große Niedermoorflächen vor allem entlang der Flüsse entwässert wurden, sind diese Moorflächen derzeit für ca. 6 % der gesamten bayrischen CO² Emissionen verantwortlich.
Moorschutz ist also aktiver Klimaschutz, der im Klimaschutzprogramm Bayern und in der Klimaschutzinitiative Moore und Wälder festgeschrieben wurde. Danach müssen bis 2040 ca. 55.000 ha Moore in Bayern renaturiert werden. Die Referenten machten allerdings auch klar, dass mit den derzeit eingeleiteten Maßnahmen dieses Ziel nicht erreicht werden kann.
Den zentraler Erfolgsfaktor für eine klimaschonende, nachhaltige und bodenerhaltende Bewirtschaftung der bayrischen Moorgebiete bildet die Zusammenarbeit mit den lokalen Landwirten. Der Dachauer BBV Kreisobmann Simon Sedlmair signalisierten im Namen der Landwirte hier klar die Bereitschaft bei dieser Aufgabe aktiv mitzuarbeiten, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.
Im Weiteren wurde skizziert, wie eine zukünftige Bewirtschaftung aussehen kann. Dabei wurde zunächst klar, dass die fortschreitende Degenerierung der Moorflächen zu mehr und mehr Ernteausfällen führt, da durch die Entwässerung der Moorboden die Fähigkeit verliert bei Regen Wasser aufzunehmen und bei Trockenheit Wasser aus tieferen Schichten zu heben. In 2021 gab es dadurch z.B. im Donaumoos einen Ernteausfall von ca. 60 % durch ausgedehnte Staunässe. Um solche Ernteausfälle in Zukunft zu vermeiden ist es paradoxer Weise notwendig die Moorflächen so Nass wie möglich zu halten. Zielwert dazu ist ein Wasserstand zwischen 30 cm und 0 cm unterhalb der Bodenoberfläche. Nebeneffekt davon ist, dass dadurch auch der Abbauprozess der Moorböden und damit auch die CO² Emission gestoppt wird.
Diese Maßnahmen zum Wasserhaushalt bringen allerdings auch die Notwendigkeit mit sich, dass Ackerbau nur noch eingeschränkt möglich ist und eher eine Grünlandnutzung zu bevorzugen ist. Derzeit wird auch die Einführung sogenannter Paludikulturen getestet. Dies sind an nasse Bodenverhältnisse angepasste Kulturen. Dabei wurden bereits Erträge von ca. 12 t Trockenmasse / ha erreicht. Dieser Wert ist nicht besonders weit von einem Ertrag von ca. 15 t Trockenmasse im Maisanbau entfernt – wobei Paludikulturen keine Pestizide und nur wenig Dünger benötigen. Es sind also die Grundlagen gelegt, um Moorflächen zukünftig klimaschonend und wirtschaftlich erfolgreich zu bewirtschaften. Der Moorschatz kann also gehoben werden.
Positiver Nebeneffekt dazu ist die schnelle Ansiedlung von insbesondere Rote-Liste-Arten in den derzeit untersuchten Versuchsgebieten. Moorschutz ist also nicht nur aktiver Klimaschutz, sondern auch aktiver Artenschutz!
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