Schon wieder geht es los. „Die passen nicht in unser Viertel“. Solche und ähnliche O-Töne sind zu vernehmen wenn in einem Bestandsumfeld Wohnungen gebaut werden sollen, die nach sozialen Kriterien gefördert sind. Abfällig auch „Sozialwohnungen“ genannt.
Woher kommt diese Ablehnung. Warum haftet diesem Wohnbaumodell immer noch der Mief der „Sozialwohnung“ an? Alle Welt schreit nach bezahlbaren Wohnraum. Gerne auch verbunden mit „Mittelschicht“.
Währe es daher nicht besser, von „Normalwohnraum“ oder zumindest von „Preis gedämpften Wohnraum“ zu sprechen?
Was bedeute das, bezahlbarer Wohnraum?
2021 haben in München 40.000 Menschen einen Antrag auf eine Preis gedämpfte Wohnung gestellt. Dabei werden in aller Regel nur zwischen 3-4.000 Wohnungen jährlich zur Neuvergabe frei.
In München fallen trotz Steigerung der Bruttolöhne 50 bis 60 Prozent der Haushalte in die Zielgruppe der kommunalen Wohnungsbauprogramme. In Dachau wird es nicht viel anders sein. Diese Zahl sagt nichts anderes aus, als dass sogenannter „bezahlbarer Wohnraum“ für mehr als die Hälfte der Bürger*Innen im Grunde „nicht bezahlbar“ ist. Investorengetriebener Neubau wird da nicht viel ändern.
Für mehr als die Hälfte der Bürger*Innen ist Wohnraum eigentlich nicht bezahlbar!
- 2022 musste man für eine Altbauwohnung man im Monat durchschnittlich 19 Euro pro Quadratmeter kalt bezahlen.
- Für eine Bestandswohnung, also gebaut nach dem Zweiten Weltkrieg, 18,30 Euro
- Für einen Neubau 21 Euro und mehr.
Dazu kommen noch Nebenkosten, die auch in schwindelerregenden Höhen streben. Man spricht ja auch von einer „zweiten Miete“.
Anhaltspunkt 14,50 pro Quadratmeter!
Als Anhaltspunkt was den „bezahlbare Miete“ bedeutet, kann der Mietpreis für diejenigen Wohnungen gelten, die Einkommensunabhänig aber gebunden in einem geförderten Wohnprojekts entstehen. Diese liegt aktuell bei 14,50 pro Quadratmeter.
Nach einer Auswertung des Bewerbungsportals Stepstone von 2021 zum Durchschnittseinkommen in der Region kommt man auf ein Nettojahreseinkommen von 34.911,- Euro im Dachauer Landkreis.
Dagegen stehen laut der gleiche Auswertung Lebenshaltungskosten in Höhe von 34.033,- Euro.
Mal Andersrum: Wie steht die Einkommensgrenze für „Sozialwohnungen“ gegenüber einem „Durchschnittseinkommen“?
- Die Einkommensgrenze für geförderte Wohnungen, vulgo „Sozialwohnung“ ist in München für 1-Personen Haushalt netto 22.600,- und brutto 33.200,- Euro.
Das sind also 1,883,- Euro netto im Monat.
Laut Bewerbungsportal verdient in München:
- ein(e)Bürokaufmann/frau durchschnittlich etwa 32.000,- Euro.
Selbst eine Bankkaufmann verdient mit ca. 36.000,- Euro nur unwesentlich mehr als die Einkommensgrenze. Dh. quasi jeder Mensch, der z.B. sein Geld im Büro verdient, hätte das Anrecht auf eine Preis gedämpfte Wohnung.
Bezahlbare Wohungen entstehen durch kommunale oder private Wohnungsgenossenschaften!
Festzuhalten ist, unter den derzeitigen Rahmenbedingungen des Wohnungsbaus ist „bezahlbares Wohnen“ eigentlich nur noch außerhalb der Investor getriebenen Rediteorientierung und Spekulation zu finden. Also im sozial geförderten Wohnungsbau. Langfristig bezahlbare Wohnungen zu erhalten, geht eigentlich nur noch, wenn Wohnungen dem Spekulationsmarkt entzogen werden.
Das „Blaming“ von geförderten Wohnbau ist absurd!
Allen die nun versuchen sozial geförderte Wohnungen in eine „asoziale Ecke“ zu schieben sei gesagt.
Es kann schnell jeden treffen.
Trennung vom Partner, Arbeitsverlust, Krankheit, geringe Rente etc. Es gibt viel Gründe die dazu führen sich um eine Wohnung die preisgedämpft ist zu bewerben. Darum bitte den Ball flach halten. Wir wiederholen es: Es kann jeden treffen.
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