Bündnis für Dachau: Chronik des Hallenbadbaus – Ein Beispiel für Transparenz

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In der Diskussion rund um den Neubau des Dachauer Hallenbades gibt es immer wieder Fakten , die in der Berichterstattung und bei den Kritikern gerne vergessen werden oder falsch zitiert werden.

Oft wird auch davon gesprochen, man hätte doch dies und jenes machen müssen – daher hier einmal eine Chronik des Hallenbadneubaus. Alles was hier genannt wird, wurde öffentlich diskutiert bzw. später öffentlich und transparent berichtet. Insgesamt in über 80 Werkausschusssitzungen und im Stadtrat. Natürlich gibt es zusätzlich nicht öffentliche Informationen. Diese können zum jetzigen Zeitpunkt nicht berichtet werden, um verschiedene Schadensersatzansprüche nicht zu gefährden.

Der Chronik muss vorangestellt werden, dass auch die Möglichkeit eines Generalunternehmers geprüft wurde. Dies ist nur in Form einer Public-Private-Partnership möglich, was aber bedeutet, dass der Generalunternehmer den Bau über einen Zeitraum von über 10 Jahren auch betreiben muss. Dies war im Rahmen eines Hallenbadbaus schlicht nicht möglich.

Auf Anträge des Bündnis für Dachau und der ÜB wurde jeweils eine Zusammenarbeit mit Karlsfeld angeregt. Aus Karlsfeld kammen jeweils Absagen an ein gemeinsames Projekt.

Vorausgesetzt werden muss auch, dass für ein solches Projekt ein Architekt ausgewählt werden muss, dem man vertraut. Das Studio GA von Architekten Herr Gollwitzer wurde von einem Auswahlgremium aus CSU, ÜB, Oberbürgermeister und Stadtwerke u.a. mit folgender Begründung ausgewählt: „In der Summe konnte das Büro „Studio Gollwitzer“ sich am besten in den Bereichen kurzfristige Verfügbarkeit, Arbeitsweise (Qualitätssicherung, Kostenplanung) sowie der gestalterischen Umsetzung darstellen. Zudem hat das Studie Gollwitzer ……das wirtschaftlichste Angebot gemacht.“ Der Architekt schuldet dem Bauherrn den Entwurf und die Planung eines mangelfreien und allen Normen entsprechendes Gebäudes. Der Architekt muss dafür alle Planungen fachgerecht erstellen, für einzelne Gewerke notwendige Spezialisten hinzuziehen und die fachgerechte Ausführung der Planungen überwachen.

Der Bauherr – bzw. der Werkausschuss – hat zur Kostenüberwachung und Projektsteuerung ein zusätzliches Ingenieurbüro beauftragt. Wichtige Gewerke wurden unter Hinzuziehung von Gutachtern abgenommen, um frühzeitig Mängel in der Ausführung zu erkennen und gerichtsfest zu dokumentieren

Alle Aufträge wurden gemäß geltender Vergaberichtlinien vergeben. Dabei muss das wirtschaftlichste Angebot berücksichtigt werden. Selbst schlechte Referenzen aus anderen Bauprojekten dürfen dabei nicht berücksichtigt werden

In über 80 Sitzungen des Werkausschuss werden Vergaben, Mängelrügen, Mahnungen, Vertragssachverhalte, Maßnahmenpläne zur Beschleunigung, Gutachten, etc. berichtet, beraten und beschlossen. Die Beschlüsse sind zum Großteil mit großer Mehrheit gefasst. Zur Baustelle gibt es ein 2-wöchiges Baustellen Jour-Fix.

Die Chronik:

12.2008: Es wird ein Antrag zur energetischen Sanierung des Hallenbad Dachau gestellt.

11.2011: Der Werkausschuss beschließt nach vielen Jahren der Diskussion um eine Sanierung des Dachauer Hallenbads eine Studie zum Vergleich der Kosten von Sanierung und Neubau.

05.2012: Die Studie der AGN zum Vergleich zwischen Neubau und Sanierung wird vorgestellt. Ergebnis der Studie: Ein Neubau des Hallenbads ist günstiger.

04.2014: Florian Hartmann wird zum Oberbürgermeister in Dachau gewählt.

07.2014: Nach weiteren Jahren der Diskussion und und Zögerns um den Hallenbadneubau ergibt sich folgendes Bild: Eine Studie taxiert den Hallenbadneubau im Leistungsumfang des alten Hallenbads auf ca. 11,7 Mio. EUR und somit günstiger als eine Sanierung des alten Hallenbads. Ein Förderantrag zum Neubau eines Hallenbads ergibt einen wesentlich größeren Leistungsumfang für einen Neubau – es müssen mindestens 8 Bahnen gebaut werden und die Anzahl der Umkleidekabinen muss verdoppelt werden. D.h. ohne wesentliche Vergrößerung des Bauvolumens gibt es keine Förderung. D.h. auch, dass die genannten 11,7 Mio. nicht der Ausgangswert ist, um über spätere Kostensteigerungen zu diskutieren. Es wird ein Hallenbadneubau voran getrieben.

12.2014: Weil die Stadtwerke zwar ein Bad betreiben können, selbst aber kein Know How im Bäderbau vorweisen kann, wird ein Projektsteuerer für den zukünftigen Hallenbadneubau engagiert. Dies soll dazu dienen die Qualität der Planung und Ausführung zu sichern. Das heißt diese zusätzliche freiwillige Anforderung wurde von Anfang an berücksichtigt.

07.2015: Im Werkausschuss wird über die Vergabe der Objektplanung für den Hallenbadneubau abgestimmt. Die Auswahlkommission (Herr Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), StRin Sedlbauer (ÜB), StR Dietz (CSU); Herr Haimerl, Frau Kern, Herr Clausnitzer) empfiehlt die Vergabe an das Architekturbüro Gollwitzer. „Begründung: In der Summe konnte das Büro „Studio Gollwitzer“ sich am besten in den Bereichen kurzfristige Verfügbarkeit, Arbeitsweise (Qualitätssicherung, Kostenplanung) sowie der gestalterischen Umsetzung darstellen. Zudem hat das Studie Gollwitzer ……das wirtschaftlichste Angebot gemacht.“ Außerdem wird die räumliche Nähe als großer Vorteil gesehen.

09.2015: Der Leistungsumfang für den Vorentwurf des neuen Hallenbads wird festgelegt. Aus der Bürgerbefragung wird ein Kleinkinderbereich, Rutschen und ein Sprudelbecken (1,2 Mio. geschätzte Kosten) übernommen. Die Beckengröße wird auf 8 Bahnen festgelegt. Die Planung sollte eine Erweiterungsmöglichkeit für eine Sauna vorsehen.

02.2016: Nach der Grundlagenermittlung wird die Priorität zur Standortwahl festgelegt. Der heutige Standort wurde als erste Priorität festgelegt.

05.2016: Erster Vorentwurf wird mehrheitlich verabschiedet. Ein Kostenrahmen von 11,7 Mio. EUR erscheint nicht mehr als realistisch.

09.2016: Bebauungsplan wird einstimmig zugestimmt

11.2016: Die Holzkonstruktion wird durch ein unabhängiges Ingenieurbüro geprüft. Ergebnis eine Stahlkonstruktion wäre um 50 % teurer als eine Holzkonstruktion. Die Kostenschätzung wird durch verschiedene Beispiele plausibilisiert. Eine normale „Stahlbeton-Schuhschachtel“ wird als nicht wirtschaftlicher dargestellt. Der Werkausschuss folgt mehrheitlich der Empfehlungen des Architekten.

03.2017: Der Werkausschuss billigt die Entwurfsplanung. Der Projektsteuerer IB Hitzler hat Einsparungen in Höhe von ca. 500.000 EUR vorgeschlagen, die auch angenommen wurden. Das Projekt sollte in zwei Phasen errichtet werden. Zunächst der Hallenbadneubau und anschließend der Saunaneubau. Insgesamt wird mit Baukosten von insgesamt ca. 19 Mio. EUR gerechnet, davon entfallen ca. 17 Mio. EUR auf das Hallenbad mit Umkleiden, Verwaltung und Gastronomie und ca. 2 Mio. EUR auf den Saunaneubau. Dies sind die seriösen Ausgangswerte für die Diskussion um Kostensteigerungen. Der Werkausschuss gibt auch mit den Stimmen von CSU und ÜB entgegen der Empfehlungen des Architekten und des Projektsteuerer nur der Bauabschnitt 1 Hallenbad frei.

07.2017: Das Grundstück der ehemaligen Sommerstockbahn wird an die Stadtwerke übertragen.

11.2017: Der Grundstein für das neu Bad wird gelegt. Die Bauarbeiten für das neue Dachauer Hallenbad beginnen.

05.2018: Es gibt erste Verzögerungen beim Bauablauf. Die Spundwände konnten nicht wie geplant eingebracht werden. Bei der Baugrunduntersuchung sind besonders schwierige Bereiche trots Baugrundgutachten nicht erkannt worden. Erst Im Juli 2018 wird die Baugrube durch den Prüfstatiker freigegeben. Der Rohbau kann erst im Oktober 2018 starten.

05.2018: Die Ausschreibungen für verschieden Gewerke ergeben erhebliche Kostensteigerungen. Insbesondere der Holzbau und die Fassade schlagen mit erheblichen Kostensteigerungen zu Buche. Die Ausschreibungen für den Holzbau und der Fassade wird aufgehoben und eine Umplanung auf eine einfacherer Ausführung durchgeführt.

01.2019: Um den Bau zu beschleunigen werden zusätzliche Mittel für eine Winterbaustelle freigegeben

01.2019: Wegen der allgemein massiven Kostensteigerungen wurden auf Druck der CSU Fraktion viele Gewerke im Block ausgeschrieben, um eine gewisse Kostensicherheit zu erhalten. Diese werden vergeben. Diese Vergaben verursachen im Nachhinein betrachtet sehr hohe Verzugskostenansprüche.

07.2020: Um sicherzustellen, dass das Dach vor dem Winter fertiggestellt wird, werden die Kosten für ein 3D-Aufmaß freigegeben

01.2021: Eine Kündigung des Architekten wird erörtert, aber wegen der hohen Anforderungen an einer Kündigung und den hohen Risiken verworfen. Es werden Dritte für die Durchführung der Bauleitung angefragt. Wegen zu hohen Haftungsrisiken sagen diese ab.

06.2022: Die Zusammenarbeit mit dem Architekten wird gekündigt. Vorangegangen sind verschiedenste Gespräche, Verhandlungen, Mahnungen etc.

Fazit:

Insgesamt ist der Hallenbadneubau eines der transparentesten Bauprojekte, die es in der Stadt je gegeben hat. Auch in der Vergangenheit gab es erhebliche Schwierigkeiten bei verschiedenen Bauprojekte. Z.B. sind bei manchen Kindertagesstätten die Baupreise / Gruppe zum Teil doppelt so hoch wie bei anderen Bauvorhaben. Es gab also auch in der Vergangenheit erhebliche Unterschiede bei der Architektenleistung – bei den jeweiligen Projektgrößen ist dies aber nicht in dem Maße aufgefallen.

Natürlich steht weiter die Frage im Raum, wo man was falsch gemacht hat. Angesichts der vielen Sitzungen, Gutachten, Diskussionen, Rechtsberatungen, Vergaberichtlinien etc. fällt es allerdings schwer noch weitere Ansatzpunkte zu finden. Auch die Kritiker haben in all den Jahren keine weiteren Maßnahmen nennen können, die hätten durchgeführt werden müssen.

Was im Zuge des Hallenbadbauneubaus sehr wenig thematisiert wird, ist die nicht gerade zielstrebige Vorgehensweise in den Jahren 2008 bis 2014, als noch die CSU den Oberbürgermeister stellte. Über Jahre wurde hier keine Entscheidung über eine Sanierung oder Neubau des Hallenbads herbeigeführt. Erst unter Oberbürgermeister Hartmann wurde das Projekt priorisiert. Die Schuld für die Bauverzögerungen auf den jetzigen OB abzuwälzen, hat aus dieser Sichtweise einen faden Beigeschmack.

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