Weltfrauentag – Es ist noch immer viel zu tun

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Am 8. März ist Frauentag – und es ist noch immer viel zu tun, denn das Patriarchat1 ist noch längst nicht überwunden. Frauen, Lesben, Inter-, Nicht-binäre und Trans-Personen (FLINT*) werden nach wie vor strukturell benachteiligt, unterdrückt, ausgebeutet.

[1Patriarchat: Gesellschaftsordnung, bei der der Mann eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehat und bei der in Erbfolge und sozialer Stellung die männliche Linie ausschlaggebend ist.]

„Wenn Frauen streiken, steht die Welt still“ – unter diesem Motto gibt es auch in diesem Jahr Kundgebungen und Streiks (wenn auch eingeschränkt durch die Corona Pandemie).
Interessiert? Hier findet ihr den AUFRUF und die TERMINE zum Frauen*streik München.

Was es im Jahr 2021 noch zu fordern gibt? Ein paar Beispiele:

  • eine echte Frauenquote (in Politik und Wirtschaft)
  • gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit
  • Care Arbeit muss auch finanziell den Stellenwert bekommen, der ihr zusteht, und gleichzeitig gerecht verteilt werden
  • eine garantierte, flächendeckende Kinderbetreuung, damit Frauen sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen
  • unsere Kinder müssen (schon in der KiTa) mit neuen Geschlechterbildern aufwachsen, die Gleichberechtigung fördern und nicht alte Rollenbilder verfestigen
  • Frauen brauchen finanzielle Unabhängigkeit
  • Frauen brauchen Schutz vor Gewalt und die Möglichkeit, sich räumlich von gewalttätigen Partnern zu trennen – das heißt ausreichend Plätze Frauenhäusern
  • dass in der Gesundheitsversorgung, bei sicherheitsrelevanten Themen und auch in allen anderen Lebensbereichen endlich Daten verwendet werden, die die ganze Bevölkerung abbilden [Mehr dazu z.B. im Buch „Unsichtbare Frauen“]
  • Selbstbestimmung in Schwangerschaft und Geburt (z.B. ausreichend Hebammen)
  • die Möglichkeit, sich für einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden und dafür einen zeitnahen Behandlungstermin zu bekommen
  • Queere, transidente Frauen dürfen nicht ausgegrenzt werden und brauchen Räume, in denen sie willkommen und respektiert sind
  • Frauen brauchen Männer, die sich vom Patriarchat emanzipieren und auch mal auf eigene Privilegien verzichten, um gemeinsam die Welt zu mehr Geschlechtergerechtigkeit zu verändern

Solidarität gibt es auch bei unseren Kreisrätinnen: Und zwar fraktionsübergreifend!

Lena Wirthmüller vom Bündnis für Dachau und einige andere Kreisrätinnen des Landkreises veröffentlichen pünktlich zum Weltfrauentag eine Pressemitteilung (unten zu finden) sowie folgenden Antrag, in dem sie die Landkreisverwaltung um eine Bilanz zur Frauenförderung in der Landkreisverwaltung sowie den städtischen bzw. gemeindlichen Ämtern bitten:

HIER ANTRAG ALS PDF

Pressemitteilung der Kreisrätinnen zum Internationalen Weltfrauentag

Vor 110 Jahren gingen zum ersten Mal weltweit Millionen von Frauen auf die Straße, um für Wahlrecht, bessere Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung zu kämpfen. Wir Frauen haben viel erreicht. Seit 1919 dürfen wir wählen, seit 1957 brauchen wir keine Erlaubnis unserer Männer mehr, um arbeiten zu gehen, seit 1997 ist die Vergewaltigung in der Ehe strafbar.  Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März machen die Kreisrätinnen des Landkreises Dachau darauf aufmerksam, dass es abernoch viel zu tun gibt – auch bei uns vor Ort.

Vor zwei Jahren solidarisierten sich die Kreispolitkerinnen interfraktionell um Frauen stärker sichtbar zu machen und ihre Belange in den Fokus so rücken, so die Initiatorinnen Marese Hoffmann (Grüne) und Stephanie Burgmaier (CSU). Längst sind durch die Kommunalwahlen im letzten Jahr neue Gesichter dazugekommen und auch die Anzahl der Frauen hat sich von rund 23 auf 31 Prozent im Kreisgremium erhöht. Der Austausch unter den Frauen hält an. „Und das trotz unterschiedlicher politischer Ausrichtung und persönlicher Lebensentwürfe, denn es geht uns um die Sache“, betont Stephanie Burgmaier. Erst kürzlich diskutierten die Rätinnen intensiv über die Auswirkungen der Pandemie und wandten sich auch schriftlich an alle Rathauschefs im Landkreis hier ein stärkeres Augenmerk auf die Situation der Familien zu haben. 

„Auch in unserem Landkreis arbeiten überwiegend Frauen in systemrelevanten Berufen, wie beispielsweise in der Pflege, den Kitas, im Einzelhandel, bei Reinigungsfirmen, zudem übernehmen sie einen Großteil der privaten Fürsorgearbeit. Und genau sie waren es, die in der Pandemie oft über die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen. Die Kita-Erzieherin, die in der Krise weitergearbeitet hat und dabei Angst hatte, ihre pflegebedürftigen Eltern anzustecken oder nicht mehr versorgen zu können. Die Frau mit Fluchthintergrund, deren Kinder durch wochenlange Quarantäne die Grundstücke der Sammelunterkünfte nicht verlassen durften. Die alleinerziehende Krankenpflegerin, die nach den Nachtschichten ihre Kinder im Distanzunterricht begleitet hat. Die Frau, die von ihrem Partner psychisch und physisch misshandelt wurde, deren Weg um Hilfe zu erhalten aber durch die Einschränkung versperrt wurde“, weiß Lena Wirthmüller (Bündnis) zu berichten. 

„Jeden Tag versucht ein (Ex-)Partner eine Frau umzubringen. Jeden dritten Tag gelingt es. In DAX-Vorständen sitzen mehr Männer als Frauen. Frauen sind zu 20% häufiger von Altersarmut betroffen. In Deutschland ist es ein Steuervorteil, wenn die Frau zuhause bleibt. Die Sicherheit unserer Autos, die Diagnostik unserer Mediziner, die Medikamente, die wir nehmen – das alles ist auf Männer ausgelegt, die Datengrundlage lässt Frauen unsichtbar werden“, fährt Marese Hoffmann fort.  

Im Landkreis Dachau leben fast 80.000 Frauen.  Flächendeckende Kinderbetreuung für Kita- wie Schulkinder zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, echte Anerkennung der Fürsorgearbeit – auch in finanzieller Hinsicht -, Frauenförderung, Beratungsangebote, Schutz vor Gewalt gegen Frauen und die Möglichkeit, sich räumlich von gewalttätigen Partnern zu trennen – das heißt ausreichend Plätze im Frauenhaus – müssen selbstverständlich sein. 

„Unser Anliegen ist es, alle diese Themenstellungen sichtbar zu machen und immer wieder anzusprechen“, erklärt Marese Hoffmann. „Kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander der Geschlechter“, ist den Kreisrätinnen wichtig. Davon profitieren alle auch die Männer. Denn auch über junge männliche Kollegen habe Stephanie Burgmaier schon gehört: „Ach, der fehlt schon wieder, der muss bei seiner Familie sein, Kind ist krank.“ Man brauche aber eine andere Kultur: „Toll, der kümmert sich um seine Familie, der weiß, wovon er spricht!“

Wie es konkret um die Frauenförderung in der Kreisverwaltung steht, wollen die Kreisrätinnen per Antrag erfahren. Gleiches gelte auch für die Gemeinde- und Stadtverwaltung, erklären Dagmar Wagner und Sabrina Spallek, die auch stellvertretende Bürgermeisterinnen in ihren Heimatgemeinden sind. Nur wenn Frauen gleichberechtigt vertreten seien, ändere sich die Sichtweise auf Themen und ihre Bedürfnisse werden besser gehört, was sich zwangsläufig auch in der Arbeitskultur zeigt.

Unsere Gesellschaft ist vielfältig und immer mehr Menschen wollen echte Gleichberechtigung, kein Geschlecht darf ausgegrenzt werden“, betont Dagmar Wagner (Freie Wähler) – gerade im Interesse der 10.000 Mädchen im Landkreis.

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