Weichenstellung: S-Bahn-Nordring vs. CSU Ostumfahrung

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„Täglich grüßt das Murmeltier“. Mit verstörender Regelmäßigkeit zerrt die CSU das Trugbild „Ostumfahrung“ auf die politische Bühne.
Die Verkehrsbelastung im Münchner Norden und Westen ist ein altbekanntes Thema – und es fehlt nicht an Ideen, sie zu lösen. Aktuell zeigen zwei Aktivitäten, wie gegensätzlich die Ansätze sein können: Während auf der einen Seite endlich konkrete Fortschritte beim Ausbau des S-Bahn-Nordrings und hin zu einer zukunftsfähigen Mobilität sichtbar werden, setzt die CSU Dachau weiter auf eine aus der Zeit gefallenen auto-zentrierten Planung der 60er Jahre.

Die laufenden Erkundungsarbeiten am Nordring, zuletzt bei Karlsfeld, zeigen: Die Vision eines leistungsfähigen S-Bahn-Nordrings nimmt allmählich Gestalt an. Ziel ist es, den bisher überwiegend dem Güterverkehr vorbehaltenen Streckenabschnitt für den Personenverkehr zu ertüchtigen und damit den öffentlichen Nahverkehr in der Region München signifikant zu verbessern. Alle Pendler aus dem Nordwesten, entlang der S2 Äste, würden stark profitieren. Der Nordring schafft neue, schnelle Querverbindungen, ohne Umwege über den ohnehin überlasteten Münchner Hauptbahnhof.

Ein leistungsfähiger Nordring stärkt nicht nur die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs, sondern entlastet auch Straßen. Er ist ein Baustein für die dringend notwendige Verkehrswende im Großraum München. Also eine wirkliche Entlastung!

Ganz anders der Vorschlag der CSU Dachau: Ein Antrag soll den Planungsstand zur Ostumfahrung klären – mit dem Ziel, die überörtliche Umsetzung voranzutreiben. Die Ostumfahrung soll – so die nicht belastbare abe immer wieder vorgebrachte Behauptung – innerstädtische Straßen vom Durchgangsverkehr entlasten. Was bei Verkehrsplanern Allgemeinwissen ist, ist leider bei der CSU nicht angekommen. Umfahrungen im Allgemeinen und in Ballungsgebieten im Besonderen, verlagern den Verkehr. Eine Entlastung ist in aller Regel nur kurzfristig. Dazu fördern sie zusätzlichen Individualverkehr und führen langfristig sogar zu mehr Autoverkehr („induzierter Verkehr“).

Seien wir doch mal ehrlich. Es gibt ja auch weitere Fraktionen die das Vorhaben unterstützen. Oftmals mit dem mehr oder wenig offen ausgesprochenen Ziel im Gepäck – der Erweiterung des Gewerbegebiets Dachau-Ost. Siehe SPD.

Das führt zu einem gefährlichen Zielkonflikt: Während öffentlich mit Verkehrsentlastung argumentiert wird, geht es in Wahrheit um Flächenentwicklung und das „süße Gift Gewerbesteuern“.

Dabei bedeutet die Ausweisung neuer Gewerbeflächen am Stadtrand nicht nur weitere Bodenversiegelung, sondern zieht erneut zusätzlichen Verkehr an – genau das Gegenteil dessen, was eigentlich erreicht werden soll. Naturzerstörung, höhere CO₂-Emissionen, landwirtschaftliche Flächen gehen verloren etc. Wer glaubt, den täglichen Stau einfach umleiten zu können, blendet aus, dass am Ende der Stau nur wo anders entsteht.
Das kann natürlich auch ein Ansatz sein: Hauptsache der Stau ist in der Nachbargemeinde.

Das Bündnis für Dachau + VOLT steht für eine zukunftsfähige Mobilität statt untaugliche und gestrige Ideologien.

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