7. Oktober 2022: Friedensnobelpreis für Menschenrechtsorganisation Memorial
Als das Bündnis für Dachau 2020 den Hermann-Ehrlich-Preis posthum an Dr. Jürgen Zarusky verlieh, wurde – auf Bitte seiner Witwe – das Preisgeld an die russischen Menschenrechtsorganisation Memorial gegeben, mit der Jürgen eng zusammengearbeitet hatte. Bei der Verleihung im Oktober 2021 war die Mitbegründerin, Irina Scherbakowa, live zugeschaltet und hielt eine ergreifende Rede – wer dabei gewesen ist, wird es nie vergessen.

Heute, am 7. Oktober 2022, hat das Nobelpreis-Komitee in Stockholm den Friedensnobelpreis 2022 drei Menschenrechtsorganisationen verliehen, dem Menschenrechtsanwalt Ales Bialiatski aus Belarus, der ukrainischen Menschenrechtsorganisation Zentrum für bürgerliche Freiheiten und der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial.
Memorial ist Ende 2021 in Russland verboten worden. Gegründet wurde die Organisation 1986, kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Eines der bekanntesten Gründungsmitglieder war der Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow. Ihr ursprüngliches Ziel war, dass die Opfer des kommunistischen Regimes in der Sowjetunion nicht in Vergessenheit geraten. Trotz des Verbots arbeitet die Organisation von Russland und vielen anderen Ländern aus unvermittelt weiter. Irina Scherbakowa musste nach Kriegsbeginn in der Ukraine außer Landes fliehen.
Die russische Organisation Memorial werde für ihr Engagement gegen Militarismus und für ihren Einsatz für Menschenrechte ausgezeichnet, sagte Berit Reiss-Andersen, die Vorsitzende des Nobelpreis-Komitees.
Das Bündnis für Dachau sieht im Friedensnobelpreis eine hochverdiente Würdigung für die unermüdliche und gleichsam gefährliche Arbeit von Memorial für den Frieden, die Freiheit und das Bestreben nach Demokratie. Wir freuen uns für sie, sehen uns dadurch auch in unserer Arbeit bestätigt und gratulieren überschwänglich.
Mike Berwanger
Sprecher des Vorstands
Bündnis für Dachau