Die Freien Wähler haben einen Antrag gestellt. Wie immer geht es hier um Substanzielles – diesmal um das Dachauer Festbier.
Die Freien Wähler kennen sich nämlich aus mit der Tradition. Die Dachauer Schlossbergbrauerei hat vor vielen vielen Jahren traditionell das Festbier auf dem Dachauer Volksfest ausgeschenkt. Das war sicherlich eine schöne Tradition für die letzte verbliebene Dachauer Brauerei.
Doch was ist von dieser Tradition geblieben? Nichts!
Spaten, als kleine Marke eines multinationalen Bierkonzerns mit Sitz im Sonstwo, hat irgendwann vor über 40 Jahren die Schlossbergbrauerei aufgekauft, die wertvollen Bierkeller und Dachstühle der Abfüllanlage und die traditionsreiche Wirtschaft mit den traditionellen Biergarten platt gemacht, um die Immobilien mit Tiefgaragen und Wohnungen zu veredeln.
„Der letzte Sud eines original Dachauer Bieres wurde im Januar 2000 in der Schlossbrauerei gekocht“ so ein Artikel der Süddeutschen Zeitung. Danach wurde das Festbier an verschiedenen Orten gebraut. Zuletzt wurde immerhin ein eigener Sud fürs Dachauer Volksfest in der Spaten Brauerei in München angesetzt. Nebenbei wird ein Bio Dachauer Schlossbergbier in Augsburg gebraut. Ob das alles dann noch eine Tradition sein sollte? Vielleicht ist ja Tradition tatsächlich käuflich.
Da ist es uns doch lieber, dass unser Festbier von einer Münchner Brauerei im Stiftungseigentum kommt. Die ihr Getreide noch aus der näheren Umgebung bezieht, selbst mälzt, seine Mitarbeiter fair behandelt und über die Stiftung soziale Projekte unterstützt. So können neue Traditionen mit Bestand entstehen – den Tradition ist keine Einbahnstraße.

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