Die Mitte

Was ist eigentlich die „Mitte“?

„Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand.“ (Grundgesetz Art. 20)

Die „Gesellschaftliche Mitte“ begreift sich als Ausgleich der Extreme und als Garant für Stabilität.

Die „Mitte“ greift auf Werte einer „bürgerlichen“ Kultur zurück, wie

• Pflichterfüllung
• Familiensinn
• Respekt
• Ordnung und Stabilität
• Allgemeine und fachliche Bildung

Die Aussicht auf sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg war für viele Menschen die Motivation sich zur Mitte zu bekennen und sich ihr zugehörig zu fühlen. Das Wohlstandsversprechen konnte der Nachkriegskapitalismus im Großen und Ganzen einhalten.

Jetzt aber zeigt sich, dass sich der Wohlstand nicht mehr dauerhaft garantieren lässt: Äußere Krisen erschüttern das Wertesystem der „Mitte“ und bringen scheinbare Gewissheiten ins Wanken. Das labile Gleichgewicht gerät in Schieflage, wenn sich Teile der Mitte bedroht oder vernachlässigt fühlen.

Die Verunsicherung der Menschen wird von radikalisierten Konservativen mit populistischen Argumenten aufgegriffen, politisch verstärkt und dadurch skandalisiert. Es wird ein Kulturkampf angezettelt, der unterstellt, die Gesellschaft würde nach „links“ gedrängt, natürlich gegen den Willen der „schweigenden Mehrheit“ der Bevölkerung. Und die „vernünftigen bürgerlichen Kräfte“ müssten angeblich dagegenhalten.

Gerade die Abgrenzung zu „rechts“ und weiter zu „rechtsextrem“ wird derzeit immer schwächer, denn durch die ständige Normalisierung von rechtsextremen Ansichten entsteht eine gefährliche Werteverschiebung. So wandern ehemals „rechte“ Positionen in die „Mitte“. Doch damit verliert die Mitte Stück für Stück ihre ausgleichende Funktion in gesellschaftlichen Debatten. Gerade bei emotional aufgeladenen Themen wie Zuwanderung und Umgang mit Minderheiten kann diese Werteverschiebung beobachtet werden.

Foto:
iStock/bizoo-n